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Reis – mehr als nur ein Korn

Ein kleines Korn kann viel Hunger stillen!

…. Und in China fällt ein Reissack um….’ Dieses Sprichwort in der westlichen Welt gibt nur sehr unzureichend den Stellenwert von Reis im asiatischen Raum wieder. Das in China dàmǐ (大米) genannte Lebensmittel ist nicht einfach nur eine Pflanze unter vielen, sondern vielmehr das ‚Brot’ vieler Menschen.

Herkunft
Reis ist eine der ältesten Kulturpflanzen weltweit. Archäologische Funde belegen, dass bereits rund 7000 v.Chr. am Jangtse-Fluss in China die ersten Reissorten domestiziert wurden. Und auch heute noch liegen die weltweit grössten Anbaugebiete in China, Indien und weiteren Teilen Südostasiens. Die Verbreitung in die übrige Welt fand via Ägypten statt; bereits um 400 v.Chr. wurde Reis auch in Mesopotamien (heutiges Grenzland zwischen Iran und Irak) angebaut. Im 10. Jahrhundert wurde er in Spanien eingeführt, ab dem 15. Jahrhundert in der Po-Ebene in Italien angebaut (heute noch der grösste Reisproduzent Europas) und ab dem 17. Jahrhundert auch in den USA bekannt. Reis wird heute wie viele Rohstoffe auch an der Börse gehandelt – so zum Beispiel an der Reisbörse in Vercelli im Piemont (Italien).

Anbau
Die Reispflanze gehört zu den einjährigen Gräserarten. Ursprünglich wurde die Pflanze auf trockenem Boden angebaut. Durch Züchtungen wurde sie zur Sumpfpflanze, heute wird zu 80% so genannter Nassreis angebaut. Unter idealen klimatischen Bedingungen in heissem, feucht-tropischem Klima sind bis zu 3 Ernten pro Jahr möglich. Ab jeder Pflanze können zwischen 50 und 300 Reiskörner geerntet werden. Charakteristisch sind die Terrassenfelder in China und Thailand – hier wird Reis noch hauptsächlich von Hand gepflanzt und geerntet. Nach der Aussaat werden die Terrassen bis zum Erreichen der Blüte geflutet und erst vor der Ernte wieder trocken gelegt.

Vielfalt
Die Vielfalt von Reis ist enorm gross – nicht nur unterscheiden sich die Anbaugebiete bei Nassreis und Trockenreis, sondern auch durch die Arten. Die häufigsten Sorten sind heute der Langkorn- und der Rundkornreis. Dazu gibt es viele Unterarten: Arborio, Jasmin-Reis, Basmati, Naturreis, Süssreis, Japan-Reis, Grüner Reis und viele mehr. Die verschiedenen Arten werden für ganz unterschiedliche Gerichte benützt. So eignet sich zB Naturreis nicht für Risotto, und grüner Reis ist gänzlich ungeeignet für ein Gericht mit Trockenreis. Der weisse Reis wird ‚poliert’, das heisst die Keimlinge und die Silberhäutchen über dem Reiskorn werden entfernt.

Diese sind beim Braunen Reis noch vorhanden, der Reis wird hier nur ‚entpelzt‘, also aus der Hülle gedroschen. Dies bringt noch mehr Vitamine und Fett, bedingt aber mehr Wasser beim kochen und die Garzeit verlängert sich entsprechend. Eine kürzere Garzeit ergibt sich bei Parboiled Reis. Dieser wurde bereits in heissem Wasser eingeweicht und dann unter Druck gedämpft und wieder getrocknet. Durch die kürzere Kochzeit ist der Reis weniger klebrig. Unter dem Begriff Duftreis werden sehr aromatische Sorten wie zB. Basmatireis und Jasminreis zusammengefasst.

Wildreis
Der Wildreis wiederum ist streng genommen gar keine Reisart. Zwar ist er ebenfalls eine Graspflanze, jedoch ursprünglich aus Amerika stammend und hat mit den Reisarten aus dem asiatischen Raum nicht viel gemeinsam. Wildreis war bei den Indianern in Nordamerika sehr begehrt und war Grund zu einigen Stammeskämpfen um die besten Anbaugebiete. Vor allem der Stamm der Anishinawbe–Indianer nutzte Wildreis als Grundnahrungsmittel. Er hiess dort Manomin, was in etwa ‚Leckerbissen von Manitu geschenkt‘ bedeutet. Ausser dem heute bekannten roten Camarguereis werden die meisten Wildreisarten zusammen mit normalem Reis als Mischung angeboten.

Ernte und Verwendung
Reis ist ein Hauptnahrungsmittel – über die Hälfte der Weltbevölkerung isst täglich Reis. In einigen Ländern macht Reis etwa 4/5 des gesamten Essens aus. So erstaunt es nicht, dass 2009 die Weltproduktion bei 678.7 Millionen Tonnen lag. Fast 50% davon wurden in China und Indien geerntet.

Die Bedeutung von Reis zeigt sich in China auch im Sprachgebrauch. So wird zB ‚Essen’ mit ‚Reis’ gleichgesetzt. Die Chinesen essen im Durchschnitt doppelt so viel Reis wie die Japaner.

Reis wird zu 92% der gesamten Ernte als Lebensmittel verwendet. Neben Reis als Nahrungsmittel sind auch Reisschnaps, Reiswein, Reisessig, Reismilch und Reisbier bekannt, Weiter gibt es auch Reismehl, das ebenfalls zum Kochen benützt wird, oder auch Reispapier.

Der Erfolg dieser Pflanze liegt auch in ihrem Nährwert: Mit einem Kohlenhydratgehalt durch Reisstärke von 78.6 Gramm in 100 Gramm Weissreis überrundet das kleine Reiskorn auch Teigwaren, Kartoffeln und Mais. Allerdings fehlten früher wichtige Stoffe wie zB Vitamin B1. Durch neue Züchtungen ist der Gehalt von Vitamin B1 gestiegen und wird durch weitere Mineralstoffe wie Calcium, Phosphor, Kalium, Niacin und Aminosäuren ergänzt.

Mehr als ein kleines Korn
Übrigens –  Reis gilt als Symbol der Fruchtbarkeit. Sollen sie also bald Patentante- oder Onkel werden wollen, dann vergessen sie das nächste Mal an einer Hochzeit nicht, das Brautpaar mit viel Reis zu bewerfen! Und sollten sie mal im chinesischen Restaurant den Reis nicht aufessen können, dann stecken sie niemals die Stäbchen senkrecht in den Reis. Dies ist ein Zeichen von Trauer.

Noch ein kleiner Tipp: Reis sollte vor dem Kochen immer mit kaltem Wasser gespült werden. Ausserdem sollte man Trockenreis beim Kochen nicht rühren, dann klebt er weniger. Dies im Gegensatz zum italienischen Risottoreis – wer hier nicht permanent rührt, wird nicht mit einem sämigen Risotto (‚kleiner Reis‘) belohnt. Oder machen sie es wie die meisten Menschen im asiatischen Raum: Sparen sie sich die Mühen und kaufen sie einen automatischen Reiskocher. Millionen Menschen können hier nicht irren! Und wenn sie auch noch ein japanisches Auto fahren, dann stehen sie dem Reis näher als sie denken: Honda bedeutet übersetzt ‚Hauptreisfeld’ und Toyota ist nichts anderes als ‚Reiches Reisfeld’.

Und zum Schluss ein altes chinesisches Sprichwort:

Willst Du eine Stunde glücklich sein, dann betrinke Dich;

willst Du 3 Tage glücklich sein, dann heirate;

willst Du ein Leben lang glücklich sein, dann iss täglich Reis.